Hunde, die ihre Welpenjahre hinter sich haben, sind meist in ihren Gewohnheiten gefestigt – aber das bedeutet nicht, dass ihr Training ein hoffnungsloser Fall ist. Unabhängig davon, ob ein erwachsener Hund adoptiert oder in Pflege genommen wird, kann es je nach Vorgeschichte schwierig sein, ihn zu sozialisieren. Mit Geduld und dem richtigen Vorgehen ist steigen die Erfolgschancen jedoch enorm, wie unser Ratgeber zeigt.
Anzeichen dafür, dass ein Hund nicht sozialisiert ist, können übermäßige Aufregung bei anderen Hunden, Aggression oder Schüchternheit bei Menschen und Nervosität bei Spaziergängen sein. Mit Geduld und Hingabe lässt sich fast jedem Hund beibringen, sich in den meisten sozialen Situationen wohler zu fühlen.
Den Hund allmählich an soziale Situationen heranführen
Wenn ein älterer Hund in eine intensive soziale Situation gezwungen wird (z. B. das Spielen mit einer Gruppe großer Hunde im Park), kann dies Ängste und negative Assoziationen auslösen. Daher sollte der Hund schrittweise an soziale Situationen herangeführt werden, auch um einschätzen zu können, was er tolerieren kann, und um seine sozialen Fähigkeiten ausbauen. Der „Hundeflüsterer“ Cesar Millan empfiehlt in diesem Zusammenhang, mit dem Hund lange Spaziergänge zu unternehmen, um ihn mit Menschen und anderen Tieren auf Distanz vertraut zu machen. Spaziergänge sind auch wunderbar für die Sozialisierung von Hunden, weil sie durch die Bewegung weniger aufgestaute Energie haben und ruhiger und unterwürfiger werden.
Zur Sozialisierung gehört mehr als der Umgang mit anderen Hunden und Menschen. Zu den Aktivitäten gehört, den Hund Geräuschen, verschiedenen Oberflächen, Witterungen usw. aussetzen. Neue Dinge sollten mit der niedrigsten Intensität oder in einem gewissen Abstand eingeführt werden. Sobald sich der Hund auf diesem Niveau wohlfühlt, kann die Intensität allmählich erhöht und/oder der Abstand verringert werden. Dabei sollte man stets auf das Stressniveau des Hundes achten, um seine Fortschritte zu messen. Anzeichen für Stress können zurückgelegte Ohren, eingeklemmte Ruten und Gähnen und Lecken der Lefzen sein.
Geachtet werden sollte immer auf die Reaktionen des Hundes, damit keine „feindliche“ Umgebung geschaffen wird, während mit dem Hund die Übungen zum Sozialisieren getätigt werden.
Hundeführerschein machen
Wer sich unsicher im Umgang mit seinem Hund bzw. bei dessen Sozialisierung fühlt, der sollte den sogenannten Hundeführerschein gemeinsam mit seinem Tier machen. Dis gilt insbesondere, wenn es sich um eine Rasse handelt, die im laienhaften Sprachgebrauch mit der Eigenschaft „Kampfhund“ oder „Listenhund“ bezeichnet wird. Der Halter erhält mit erfolgreichem Bestehen des Hundeführerscheins einen entsprechenden Befähigungsnachweis.
Wichtig zu wissen: Es gibt in Deutschland keine generelle Pflicht für jeden Hundehalter, den Hundeführerschein zu machen und seine Befähigung entsprechend nachzuweisen. Einige Bundesländer schränken jedoch die Haltung von Hunden (hauptsächlich den genannten Listenhunden) ein, wenn der Halter nicht über einen solchen verfügt.
Eine positive Umgebung schaffen
Die sogenannte positive Verstärkung funktioniert bei älteren Haustieren genauso wie bei einem Welpen. Für eine erfolgreiche Sozialisierung muss der Hund wissen, dass das, was um ihn herum geschieht, gut ist. Er sollte also stets mit Leckerlis oder positiver Interaktion belohnt werden. Es gilt hierbei zunächst herauszufinden, was den Hund in eine gute Stimmung versetzt – sei es Futter, sein Lieblingsspielzeug oder einfach nur liebevolle Gespräche oder Berührungen.
Geachtet werden sollte jedoch darauf, dass die Belohnungen und Verstärker, die verwendet werden, nicht so beschaffen sind, dass sie den Hund völlig von seiner Umgebung ablenken – er muss sich bis zu einem gewissen Grad seiner Umgebung bewusst sein, um sich besser an sie zu gewöhnen.
Es kann viel Zeit in Anspruch nehmen, den Hund an eine bestimmte Interaktion zu gewöhnen; Geduld ist ein wesentlicher Faktor für den Erfolg. Ihr Hund beginnt vielleicht, engere Interaktionen mit Kindern zu tolerieren, versteckt sich aber jedes Mal, wenn Gäste im Haus sind. Anzeichen von Ängstlichkeit bedeuten, dass der Hund noch nicht bereit für die betreffende Situation ist.